Sally Schulze & Vera Claas

Warum haben Sie sich selbständig gemacht?

Sally sind im Gesundheitssystem Lücken aufgefallen: Frauen werden mit Ihren spezifisch weiblichen Gesundheitsthemen oft allein gelassen, weil das aktuelle System die Versorgung nicht schafft. Mit MentalStark entwickeln wir Lösungen, um diese Lücken zu schließen und das System zu verbessern. Wir wollen Frauen mit unerfülltem Kinderwunsch, in der Zeit der Familiengründung oder nach einer Fehlgeburt dabei helfen, ihren eigenen Weg zu finden und dann auch zu gehen. Ein Kind zu bekommen, ist eine existenzielle Entscheidung. Bleibt der Kinderwunsch unerfüllt, kann psychologische Unterstützung dabei helfen, individuelle Auswege aus schweren Situationen zu finden.  

Entscheidend für die Gründung war unser gegenseitiges Kennenlernen. Sally brachte die Gründungsidee mit und Vera erweiterte sie um die Businessexpertise und eine tatsächliche Positionierung am Markt. So wurde aus einer Idee ein greifbares Ziel. Alles machte Sinn und wir waren uns sicher genug, dass es klappen würde. Heute wissen wir, dass wir diesen Weg unbedingt wieder gehen würden.

Sally: Ich würde sogar meinem jüngeren ich in der Schul- und Studienzeit raten, bereits über eine Unternehmensgründung nachzudenken!

Was war/ist Ihre Unternehmensidee/Philosophie?

Wir machen psychologische Onlinebegleitung in der Frauenheilkunde. 100%-wissenschaftlich und mit viel Feingefühl – persönlich und per App. Wenn wir medizinische Versorgung für alle wollen, gilt: So viel menschlichen Kontakt wie nötig – und so viel digitalisieren wie möglich. MentalStark tut genau das.

Was bedeutet Innovation für Sie?

Innovation heißt: Neu denken. Geht nicht? Vielleicht doch – wie könnte es denn gehen? Wenn eine große Menge an Menschen von einer Veränderung und Verbesserung erreicht wird, ist das eine innovative Entwicklung. Der Roll-Out gehört für uns zur Innovation dazu!

Welche Herausforderungen gab es bis zur Gründung, welche danach?

Bis zur Gründung war die größte Herausforderung die ersten Teilnehmerinnen für unsere erste wissenschaftliche Studie zu finden. Und auch jetzt, nach der Gründung, ist das immer noch die größte Challenge: Wie finden uns die Frauen? Wie machen wir auf uns aufmerksam?

Extrem große Unterstützung haben wir durch die Goethe-Universität bekommen. Wir konnten unsere Studie unter anderem an der Uniklinik durchführen.

Sally: Super wichtig waren Professor Frank Louwen und Professorin Nicole Sänger. Beide haben mich bestärkt die Idee außerhalb eines rein wissenschaftlichen Kontexts zu verfolgen. Frank Louwen hat mich die Idee auf seinen Kongress im Januar 2020 vorstellen lassen und im Zuge der Vorbereitung auf den Vortrag habe ich Vera kennengelernt. Nicole Sänger hat mit mir gemeinsam den Ethikantrag zur Studie bei der Ethikkommission in Bonn eingereicht und dann auch ihren Patientinnen die Studie zur Teilnahme angeboten. Diese konkrete Unterstützung in der Ideenphase war essenziell!

Zudem hat uns auch der Unibator, der Startup-Inkubator der Goethe-Universität, sehr geholfen. Da geht es um den Aufbau eines Netzwerks, um den Kontakt zu Unternehmen, Investorinnen und Investoren und um Support im Dschungel der Förderprogramme für Startups – aber auch um so etwas banales wie Büroräume.

Was macht Ihnen an der selbständigen Tätigkeit am meisten Spaß?

Vera: Am meisten Spaß macht mir, dass ich für mein Handeln die Verantwortung habe und auch trage. Alles, was ich tue, ist sinnvoll – wenn es irgendwann nicht (mehr) sinnvoll ist, ändere ich es.

„Love it or change it!”

Sally: Mir macht Spaß, den Spielraum zu haben, schnell Möglichkeiten zu ergreifen, die sich mir eröffnen und als Führungskraft und Visionärin Menschen für unser Tun zu begeistern.

Welche Erfahrungen machen Sie/haben Sie gemacht?

Startup ist eine Achterbahnfahrt. Es gibt wirklich tolle Höhepunkte – die erste Kundin, der erste richtig tolle Award, eine Zusage für eine Förderung –, aber es gibt auch schlimme Tiefpunkte.

Der Unternehmemsaufbau ist ein Marathon: man darf sich nicht zu stark verausgaben, sonst schafft man es nicht bis zur nächsten Trinkstation. Sich selbst gut zu kennen, die eigene Leistungsfähigkeit einschätzen zu können und effektive Selbstfürsorge umzusetzen, sind Schlüsselfaktoren, um überhaupt eine Basis zu bilden, auf der Erfolg wachsen kann.

Was bedeutet für Sie Erfolg?

Erfolg ist, wenn das Produkt, das wir entwickeln, viel und gern genutzt wird. Wir sind erfolgreich, wenn wir stabil unsere Rechnungen bezahlen können und trotzdem auch nachhaltig noch Geld übrigbleibt.

Was empfehlen Sie anderen Gründerinnen?

Drei Empfehlungen von Sally:

1. Sprich früh, präzise und kurz über deine Idee und hör beim Feedback genau zu. Es gilt: “If you can’t explain it simply, you don’t understand it well enough.“
2. Lass dich nicht von Märchen locken, wie z.B. Erfolg durch Wachstum durch Finanzierung. Auch lineares Wachstum und Bootstrapping können ein erfolgreiches Unternehmen hervorbringen!
3. Investiere in dein Privatleben: Deine Firma soll ein „Great Place to Work“ sein, also gestalte sie von Anfang an so, dass du auch ein schönes Leben außerhalb der Firma hast. Das schützt dich auch vor zu hohen Risiken, weil du noch etwas anderes „zu verlieren“ hast.

Drei Empfehlungen von Vera:

1. Teste Dein Produkt früh. Frag Kunden und Kundinnen, ob sie es haben wollen. Was muss anders/besser/mehr/weniger sein?
2. Such ein Team – im Zweifel lieber eine Extra-Runde als am Ende kein gutes Team.
3. Trau dich. Gründen ist Trial & Error. Bei den wenigsten Gründern klappt es direkt. Einfach ausprobieren – und wenn’s nicht klappt, was anderes machen!

Sally Schulze und Vera Claas von MentalStark GmbH