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Norina Köslich & Jacqueline Dunker

Kanzlei Köslich Dunker & Kolleg:innen
Branche
Rechtsdienstleistung
Bundesland
Bremen
Besuchte Hochschule/Universität
Universität Bremen
Studienabschluss

Köslich: erstes Juristisches Staatsexamen

Dunker: erstes juristisches Staatsexamen

 

Warum haben Sie sich selbständig gemacht?

Als angestellte Kolleginnen wollten wir eine berufliche Veränderung. In einer Festanstellung unterliegt man Regeln und kann eigene Ideen und Schwerpunkte nur bedingt umsetzen. Auch in anderen Kanzleien wirkten die Arbeitsumfelder nicht modern und es gab nur wenige weibliche Partnerinnen. Wir wollten nach unseren eigenen Wertevorstellungen arbeiten und leben sowie zeitlich flexibel sein.

Nachdem wir die Vor- und Nachteile einer Selbstständigkeit durchgegangen waren, uns ein Büro angeschaut und ein Logo überlegt hatten, spürten wir: Ja, das ist es!

K: Seit der Kanzleigründung fühle ich mich freier, unabhängiger und kann die Arbeit nach meinen Bedürfnissen ausrichten. Ich nehme seither verschiedene Ehrenämter wahr und bin dadurch viel verbundener mit meinem Wohnort.

D: Als Angestellte stand ich unter einem ständigen Leistungsdruck, den ich als Selbstständige nicht mehr habe. Arbeiten in Anstellung kann ich mir kaum mehr vorstellen, da mir die jetzigen Freiheiten enorm wichtig sind. Ich kann mir flexibel Auszeiten nehmen. Außerdem kann ich meine Rechtsgebiete frei wählen. Ich biete nun u.a. Tierschutzrecht an und unterstütze so Tierschutzvereine.

Was war/ist Ihre Unternehmensidee/Philosophie?

Modernes Bürodesign, feminines und empathisches Auftreten, digitale Aktenführung – wir sind eine moderne, feministische Kanzlei und ein Safe Space. Auch unsere Mitarbeitenden sollen sich wohlfühlen, wir duzen uns und wünschen uns ein ehrliches Miteinander ohne konventionelle Machtstrukturen. Darüber hinaus verknüpfen wir unsere Arbeit mit unseren Idealen. So sind wir von Beginn an Mitglied im Verband der Unternehmerinnen (VdU), welcher sich für Sichtbarkeit und Gleichberechtigung von Frauen in der Wirtschaft einsetzt. Norina engagiert sich im Vorstand des VdU und ist zur zweiten Vorsitzenden des Landesfrauenrats Bremen gewählt worden.

Was bedeutet Innovation für Sie?

Innovation bedeutet, immer wieder neue Wege auszuprobieren. Alte Strukturen neu zu denken und intuitiv zu handeln, statt Rollenbildern zu entsprechen. Eine Anwältin muss nicht den gängigen Berufsklischees entsprechen. Es ist Innovativ, Freizeit in den Arbeitsalltag zu integrieren. Kein Streben nach höher, weiter, mehr – sondern nach Zufriedenheit!

Welche Herausforderungen gab es bis zur Gründung, welche danach?

Zunächst gab es wirtschaftliche Herausforderungen: das Anmieten und Einrichten des eigenen Büros, den Webseite-Aufbau etc. Hier half der gewährte Gründungszuschuss sehr. Um Kosten zu sparen, machten wir anfangs alles selbst: Bürorenovierung, Bürotätigkeiten, Website etc. Grundsätzlich ist es herausfordernd, in letzter Konsequenz für alles zuständig und verantwortlich zu sein. Neben der eigentlichen Arbeit das Kümmern um viele, mitunter lästige Kleinigkeiten, wie verstopfte Abflüsse, Stellenanzeigen und Marketing. Buchhaltung, Steuern und zu bewältigende Bürokratie kosteten zuerst ebenfalls viel Zeit bzw. Nerven. Auch heute mit Personal gibt es Ausfälle oder Unvorhergesehenes. Die große Konkurrenz ließ uns befürchten, dass wir es schwer haben könnten, Mandate zu bekommen. Doch mit einer großen Flyer-Aktion, einem guten Social-Media-Auftritt und einer modernen Webseite erhielten wir sofort Mandate.

Für unseren Fachbereich gibt es keine gründungsunterstützenden Angebote. Das Jurastudium ist sehr theoretisch, hier herrscht Reformbedarf. Mehr praktische Anteile, integriert in den Lehrplan, wären wünschenswert. Dies müsste aber unter Entlastung des bestehenden Stoffes passieren. Mittlerweile gibt es an der Uni Bremen die Initiative „Frauen im Recht“, die sich u.a. mit weiblichen Vorbildern beschäftigt. Jacqueline hat dort bereits einen Vortrag zur Selbstständigkeit als Rechtsanwältin gehalten. Andere Initiativen wie das Starthaus Bremen, Frauen in Arbeit und Wirtschaft sowie der Verein belladonna waren gute Anlaufstellen für uns. Wir haben uns von Beginn an vernetzt, um Erfahrungen auszutauschen.

Was macht Ihnen an der selbständigen Tätigkeit am meisten Spaß?

Die Arbeit als selbstständige Juristin ist sehr vielseitig. Wir haben Kontakt zu Menschen und die Möglichkeit, unsere Angebote nach eigenen Interessen zu überdenken und auszuweiten. Das Ausbilden von Referendarinnen ist eine wunderbare Gelegenheit, um zusammen zu arbeiten, zu wachsen und die Gründungsidee weiterzugeben. Netzwerken ist ebenso ein schöner Nebenaspekt wie das Designen der eigenen Website, das Schreiben von Blogartikeln und Gestalten von Social-Media-Content. Norina unterrichtet zudem Betriebsratsmitglieder und gibt zu verschiedenen Themen Schulungen.

Welche Erfahrungen machen Sie/haben Sie gemacht?

Wir konnten beide nahezu von Anfang an von unserer Kanzlei leben. Auch konnten wir schnell nur noch Mandate annehmen, welche unseren Rechtsgebieten entsprechen. Arbeiten nach den eigenen Werten kann zunächst Überwindung kosten, z.B. die Absage eines Mandats aus ethischen Gründen. Es fühlt sich aber sehr befreiend an, ebenso wie die eigenen Grenzen klarzustellen, um sich nicht in der „Kunde-ist-König“-Mentalität zu verlieren. Wir haben die Erfahrung gemacht, dass wir auf unser Bauchgefühl hören können. Auch wenn es zwischendurch immer wieder Herausforderungen gibt: bis jetzt waren sie immer zu lösen.

Rückblickend hätten wir uns früher Unterstützung ins Büro holen und von Beginn an mutigere Preise festsetzen können. Selbstständige Rechtsanwältinnen machen nämlich deutlich weniger Umsatz als ihre männlichen Kollegen. Daher darf man insbesondere als Frau darauf achten, seine Dienstleistung nicht unter Wert zu verkaufen.

Was bedeutet für Sie Erfolg?

Erfolg bedeutet, nach den eigenen Vorstellungen leben und arbeiten zu können.

Wohlbefinden und Gesundheit haben Priorität: Zeit für das Privatleben und dieses mit dem Beruf verbinden, z.B. in einer Workation. Wir sind zufrieden, wenn es unsere Mandantinnen, Mandanten und Mitarbeitende sind. Finanzielle Sicherheit ist für uns ebenfalls Erfolg.

Nicht jeder unserer Schritte ist erfolgreich, aber davon lassen wir uns nicht entmutigen. Es gehört als Unternehmerin dazu, verschiedene Sachen auszuprobieren.

Was empfehlen Sie anderen Gründerinnen?

Wo liegen die Prioritäten? Im Wunsch nach finanzieller Sicherheit oder nach Unabhängigkeit und Flexibilität? Wenn das Ziel klar und der Wille da ist, finden sich Lösungen und Wege.

Vor der Gründung sollten Informationen zu Zuschüssen, Anforderungen und der Konkurrenz/Marktlage eingeholt werden. Der Außenauftritt und Marketingaktionen sollten vorbereitet werden, bevor die Gründung offiziell wird – eine Webseite nebenbei zu basteln, wird zu umgänglichem Stress führen.

Was habt ihr zu verlieren? Einen Weg zurück in die Anstellung gibt es immer.

 

 


Norina Köslich und Jacqueline Dunker von Kanzlei Köslich Dunker & Kolleg:innen

Webseite

www.koeslich-dunker.de

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