Madeleine Wolf
visionYOU GmbH
Branche | EdTech |
Bundesland | Brandenburg |
Besuchte Hochschule/Universität | Hochschule für nachhaltige Entwicklung Eberswalde, Duale Hochschule Baden-Württemberg Stuttgart |
Studienabschluss | Nachhaltige Unternehmensführung M.A., Dienstleistungsmanagement und Unternehmensführung B.A. |
Warum haben Sie sich selbständig gemacht?
Eines vorweg: Ich habe mich nicht selbstständig gemacht. Ich habe zusammen mit zwei weiteren Personen ein Unternehmen gegründet, in dem ich als Gesellschafter-Geschäftsführerin sozialversicherungspflichtig beschäftigt bin.
Mitgründer Paul Wolf und ich waren auf der Suche nach beruflicher Veränderung. Mitgründerin Teresa Kreis haben wir dann im Studium kennengelernt. Nach einem Vertiefungskurs zum Thema Social Entrepreneurship hatten wir die Idee, gemeinsame eine Masterarbeit zur Entwicklung eines sozialen Geschäftsmodells zu schreiben. Gesagt, getan, und so führte eins zum anderen. Als wir Potenzial in unserer Zusammenarbeit erkannten (inhaltlich wie auch zwischenmenschlich), beantragten wir parallel zur Masterarbeit das EXIST-Gründerstipendium. Die Zusage war der Anstoß, unsere Idee tatsächlich in die Tat umzusetzen. Wir wussten also erst retrospektiv, dass wir gründen wollten, würden es aber wieder machen.
Was war/ist Ihre Unternehmensidee/Philosophie?
Ein nachhaltiges Sozialunternehmen zu entwickeln und das Ziel, digitale Bildung für alle verfügbar zu machen. Dabei war uns ein gutes und faires Miteinander wichtig, genauso wie nachhaltiges Wirtschaftswachstum und das Commitment, unsere ganze Energie ohne Kompromisse in das Unternehmen zu stecken. Wir hatten Lust auf das Abenteuer und das Interesse, uns selbst weiterzuentwickeln. Auf dem Weg haben wir so einige miese Beratende hinter uns gelassen.
Was bedeutet Innovation für Sie?
Dazu gibt es in der Literatur verschiedene Definitionsansätze, von Schumpeter bis zum Oslo Manual der OECD und darüber hinaus. Ich schließe mich der OECD-Definition an und zitiere in aller Kürze:
“An innovation is a new or improved product or process (or combination thereof) that differs significantly from the unit’s previous products or processes and that has been made available to potential users (product) or brought into use by the unit (process).“ (Oslo Manual 2018, S. 20)
Innovation umfasst somit ausdrücklich nicht nur technische Innovationen und hat (je nach Impact) gesamtgesellschaftliche Auswirkungen.
Welche Herausforderungen gab es bis zur Gründung, welche danach?
Bis zur Gründung ging es vor allem um Fragen der Rechtsform, Verträge, finanzielle Ausstattung und: „Wie zur Hölle machen wir auf unser Angebot aufmerksam? Wie kommen wir an Referenzen?“
Die Hochschule hat unseren EXIST-Antrag für uns eingereicht und uns im EXIST-Jahr Räumlichkeiten zur Verfügung gestellt. Zudem hat sie uns mit relevanten Akteurinnen und Akteuren in der Region vernetzt. Das war für den Start sehr wertvoll. Inhaltlich waren die Beratungsangebote allerdings keine große Hilfe. Das hängt aber auch damit zusammen, dass die Beratungstiefe eher oberflächlich ist – was sich mitunter auch strukturell begründet, wenn das Personal teilweise nur auf zwei Jahre befristet angestellt wird und selbst neu im Themenfeld Gründung unterwegs ist.
Nach der Gründung nehmen die Herausforderungen nicht wirklich ab, sie verändern sich aber. Beispiele sind: Finanzierung, Personal, rechtliche Anforderungen (angefangen bei Datenschutz über Urheberrecht bis hin zum Arbeitsrecht und es wird nicht weniger, #AI Act), strategische Ausrichtung und Marketing sowie die Akquise von Auftraggebenden.
Unser Lösungsansatz lautet: informieren, austauschen, um Hilfe bitten oder selbst eine Lösung finden – dabei haben wir einige Niederlagen erlebt, sind am Ende aber immer schlauer gewesen als zuvor.
Was macht Ihnen an der selbständigen Tätigkeit am meisten Spaß?
Disclaimer: Ich bin nicht selbstständig tätig. Beziehe die Frage daher auf das Unternehmertum. Am meisten genieße ich die Selbstbestimmtheit, die das eigene Unternehmen mit sich bringt. Die Lernkurve und das Gefühl, wenn Auftraggebende zufrieden sind und sich das Engagement des gesamten Teams gelohnt hat, sind unbezahlbar. Die Möglichkeit, die Zusammensetzung des Teams mitbestimmen zu können, ist ebenfalls großartig.
Welche Erfahrungen machen Sie/haben Sie gemacht?
Zu viele… das würde an dieser Stelle den Rahmen sprengen.
Was bedeutet für Sie Erfolg?
… nachhaltige Zufriedenheit der Auftraggebenden, nachhaltiges Wirtschaftswachstum, ein zufriedenes Team, in dem sich alle miteinander wohlfühlen und gemeinsam das Unternehmen voranbringen, gute Reputation und jeden Tag etwas zu tun, das ich gerne tue. Erfolg ist für mich, mit mir selbst im Reinen zu sein und dass ich mit dem zufrieden bin, was ich tue.
Was empfehlen Sie anderen Gründerinnen?
Gründen ist nichts für schwache Nerven. Meine Empfehlungen:
- Hinterfrage dich selbst kritisch und ehrlich: Hältst du dich für eine resiliente Person und kannst du gut mit Stress umgehen?
- Gründe im Team, nicht allein. (Ich richte mich damit an interessierte Unternehmensgründerinnen, nicht an Soloselbständige.)
- Hab‘ Selbstvertrauen und lass dir von niemanden etwas anderes einreden.
- Stecke den Großteil deiner Energie in dein Business.
- Wenn du ein bestehendes Netzwerk oder Geld hast, nutze es!
- Höre genau zu und versuche Kritik als etwas Positives zu sehen, das dich schneller wachsen lässt.
- Relevanz vor Firlefanz: konzentriere dich auf die wirklich wichtigen Dinge. (Nur weil jemand sagt, spring auf eine Bühne, heißt das nicht, dass du das immer tun solltest.)
Madeleine Wolf von visionYOU GmbH
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