Kanina Neideck
Infinite Science GmbH
Branche | Kongressorganisation, Verlag, Wissenschaftsdienstleitungen (Conferencing, Publishing, Consulting) |
Bundesland | Schleswig-Holstein |
Besuchte Hochschule/Universität | Martin-Luther-Universität Halle, Fernuniversität Hagen |
Studienabschluss | Physik (Diplom); Betriebswirtschaftslehre, Abschluss der Fernuniversität Hagen |
Warum haben Sie sich selbständig gemacht?
Nach dem Studium habe ich in meiner beruflichen Karriere immer schnell den Weg ins mittlere Management beschritten. Nach mehreren Positionen in der Wirtschaft war ich zuletzt Stabsstellenleiterin des Technologietransfers der Universität zu Lübeck. Das war eine Spitzenposition im Mittelbau, die aber im universitären Umfeld stark von den strategischen Visionen der Professorenschaft abhängig ist. Hieraus musste ich mich befreien.
Ich wollte meine eigene Chefin sein, Themen in meinem Tempo voranbringen und unabhängig sein. Meine eigenen Ideen verwirklichen zu können und die Kontrolle über meine Arbeit und Entscheidungen zu haben, dies war nur durch die Gründung meines Unternehmens möglich. Außerdem bietet mir meine Selbstständigkeit eine sehr große Flexibilität bei der Gestaltung von Arbeitszeiten und der Wahl des Arbeitsortes, so dass ich persönliche und berufliche Verpflichtungen besser vereinbaren kann.
Die Entscheidung für die Gründung war für mich in jedem Fall richtig. Ich liebe, was ich tue. Aber natürlich gibt es Phasen, in denen ich mir wünschte, dass das mit dem „selbst“ und „ständig“ nur ein Spaß wäre. Beispielsweise waren die Herausforderungen der Pandemie für unser Hauptgeschäftsfeld des Konferenzmanagements wirklich enorm. Hier ist es uns durch unsere Flexibilität und Leistungsorientierung gelungen, in nur fünf Monaten ein komplexes digitales Konferenzportal zu entwickeln. Vielleicht habe ich mir in dieser Situation an manchen Tagen meine Mittelbausicherheit zurückgewünscht.
Was war/ist Ihre Unternehmensidee/Philosophie?
Die Idee ist es, der Wissenschaft ihren Raum für Forschung zurückzugeben. Professoren und Professorinnen sollten sich nicht um die Umsatzsteuer der Konferenzgebühren oder Organisationsdetails kümmern müssen – die Ressourcen im Wissenschaftsbereich können besser genutzt werden. Durch die Dienstleistungen der Infinite Science GmbH können sich Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler ganz auf den wissenschaftlichen Diskurs konzentrieren. Mit den Geschäftsbereichen Conferencing, Publishing und Consulting bieten wir ein ganzheitliches Portfolio an innovativen Lösungen und Dienstleistungen für die Wissenschaft.
Was bedeutet Innovation für Sie?
Innovation bedeutet die Entwicklung innovativer Konzepte. Ein Beispiel hierfür ist eine thoraxchirurgische Fortbildung aus diesem Jahr: Das Einbinden von Live-Präsentationen aus Kiew und Lwiw, ein interaktiver Livestream über unser Portal für den deutschsprachigen Raum und alles gekoppelt mit einer Simultanübersetzung in einen speziell für ukrainische Teilnehmerinnen und Teilnehmer geschaffenen digitalen Raum.
Bezogen auf mein Unternehmen sind Innovationen Prozess- und Dienstleistungsinnovationen: Es geht um die Neugestaltung von betrieblichen Prozessen und Effizienzsteigerungen. Während der Pandemie war der Innovationsdruck sehr hoch. Hier hat sich Infinite Science mit seinen selbst entwickelten digitalen Plattformen zu einem digitalen Unternehmen gewandelt.
Welche Herausforderungen gab es bis zur Gründung, welche danach?
Ich habe die Infinite Science GmbH ohne Fremdkapital als Kleinstunternehmen gegründet. Am Anfang hieß das, dass ich selbst für alles Spezialistin sein musste. Learning by doing. Vom Vertragsrecht bis zur IT-Infrastruktur lag alles bei mir. Natürlich habe ich eine Menge Fehler gemacht. Die kritischen Erfolgsfaktoren zu erkennen, die richtigen Fragen zu stellen und Antworten durchaus zu hinterfragen, kostet Zeit und manches Lehrgeld. Das war eine enorme Herausforderung, es hat mich in den letzten neun Jahren aber auch zu einer starken Generalistin geformt, der man nichts mehr vormachen kann. Meine Kunden profitieren davon.
Vor meiner Gründung war ich als Leiterin der Stabsstelle Technologietransfer der Universität zu Lübeck maßgeblich an dem Erfolg beteiligt, dass die Universität 2013 mit dem Titel EXIST-Gründerhochschule ausgezeichnet wurde. Hier ging es um die Entwicklung eines gründungsfreundlichen Umfelds an der Universität. Die Impulse aus dieser Zeit haben mich gut vorbereitet. Einen Mentor oder eine Mentorin zu haben, war für mich zudem sehr wichtig und hat mir geholfen, den eigenen Weg immer wieder zu hinterfragen und Dinge korrigieren zu können.
Was macht Ihnen an der selbständigen Tätigkeit am meisten Spaß?
Es ist erfüllend, das eigene Unternehmen aufzubauen und erfolgreich zu gestalten. Die Freiheit, etwas Eigenes zu schaffen und einen positiven Einfluss auf andere Menschen zu haben, macht großen Spaß.
Welche Erfahrungen machen Sie/haben Sie gemacht?
Frauen tragen trotz ihrer Selbstständigkeit häufig die größere Verantwortung für Familienaufgaben. Die Vereinbarkeit von Arbeit und Familie ist eine enorme Herausforderung, insbesondere wenn es um lange Arbeitstage und Geschäftsreisen gerade während des Aufbaus des Unternehmens geht.
Was bedeutet für Sie Erfolg?
Erfolg ist für mich, mit den eigenen Leistungen und Entscheidungen zufrieden zu sein. Gestärkt wird das Gefühl durch die Wertschätzung meiner Kundinnen und Kunden, die meine Leistungen und Fähigkeiten schätzen.
Was empfehlen Sie anderen Gründerinnen?
Wenn ihr erkennt, dass es einen Bedarf für ein Produkt oder eine Dienstleistung gibt, dann macht euch mit der Idee selbstständig. Versteht unbedingt die notwendigen Anforderungen an die Administration, die Grundzüge von Buchführung und Bilanzierung sowie rechtliche Rahmenbedingungen z. B. im Arbeitsrecht.
Bleibt euch treu, reflektiert regelmäßig und kümmert euch auch um eure private Situation: Die Sozialversicherung fällt weg und ihr braucht eine Strategie für die Altersversorgung.
Kanina Neideck von Infinite Science GmbH
Webseite | www.infinite-science.de |
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