Jutta Harmeyer

Warum haben Sie sich selbständig gemacht?

Nach meiner mehrjährigen Tätigkeit in einer Hamburger Werbeagentur gab es dort keine Karriereperspektive mehr für mich. Daher stellte ich mir die Frage: Agentur wechseln oder selbstständig machen? Auf „Agenturleben“ hatte ich keine Lust mehr, und da ich gern wieder wohnortnah (Osnabrück) arbeiten wollte, habe ich mich für die Selbstständigkeit entschieden.

Nach einer kurzen Findungsphase, in der ich freiberuflich Aufträge für meinen ehemaligen Arbeitgeber übernahm, stieß ich auf ein sechswöchiges Beratungs- und Qualifizierungsangebot für Gründungswillige. Schon zum Start des Programms war mir klar, dass ich die Gründung durchziehe. Am Ende des Programms fühlte ich mich darauf gut vorbereitet. Heute weiß ich, dass der Schritt in die Selbstständigkeit der richtige war, und ich würde ihn auf jeden Fall wieder gehen.

Was war/ist Ihre Unternehmensidee/Philosophie?

Ich entwickle Texte für die Unternehmenskommunikation, die die individuelle Positionierung und Situation des jeweiligen Unternehmens unterstützen. Die Zielgruppen meiner Kundinnen und Kunden sollen verstehen, was das Unternehmen leistet, was es antreibt, was es ausmacht. Darum höre ich genau zu, was meine Auftraggebenden über sich und ihr Business erzählen. Mit meiner Erfahrung und meinen Kenntnissen aus dem Studium entwickle ich auf Textebene eine authentische „Unternehmenspersönlichkeit“, die potenzielle Kundschaft überzeugt.

Was bedeutet Innovation für Sie?

Für meinen Geschmack wird Innovation häufig überbewertet – und inflationär genutzt. Nur weil ein Produkt oder eine Dienstleistung innovativ ist, ist es oder sie nicht zwingend gut. Und nicht jedes Produkt, an dem ich eine Schraube optimiert habe, ist innovativ. Innovationen entstehen aus der klugen Verknüpfung von Erfahrung, Wissen und Mut. Gelingt es dabei, einen relevanten Mehrwert zu schaffen, kann das innovativ sein.

Welche Herausforderungen gab es bis zur Gründung, welche danach?

Vor der Gründung war die größte Herausforderung, die Entscheidung für die Selbstständigkeit zu treffen. Das Beratungs- und Qualifizierungsangebot der BUS GmbH (Berufsbildungs- und Servicezentrum des Osnabrücker Handwerks GmbH) aus Osnabrück hat mir da ein gutes Fundament geliefert. Nach der Gründung war und ist die größte Herausforderung, Arbeit, Leben und Geld gut auszutarieren. Da mir meine Arbeit viel Spaß bereitet, steht sie manchmal doch sehr im Vordergrund.

Was macht Ihnen an der selbständigen Tätigkeit am meisten Spaß?

Das Beste an meiner Arbeit ist, so viele interessante Menschen und Unternehmen kennenzulernen. Ich bin fast immer bei meiner Kundschaft vor Ort und kann mir so ein eigenes Bild machen. Die Begeisterung der Menschen für ihre Arbeit ist immer wieder inspirierend.

Welche Erfahrungen machen Sie/haben Sie gemacht?

Da ich mich nicht direkt nach dem Studium selbstständig gemacht habe, gab es keine Unterstützung seitens der Universität hinsichtlich der Bereiche Unternehmensgründung und Selbstständigkeit. Die universitäre „Unterstützung“ bestand lediglich in einem Hinweis, den ich in meiner ersten Einführungsveranstaltung (1990) erhalten habe: „Sie wissen, dass Sie für die Arbeitslosigkeit studieren?!“

Was bedeutet für Sie Erfolg?

Für mich ist es ein Erfolg, wenn sich meine Kunden und Kundinnen textlich perfekt repräsentiert fühlen – und wenn sie merken, dass sie das allein nicht hinbekommen hätten.

Was empfehlen Sie anderen Gründerinnen?

Anderen Gründerinnen möchte ich folgendes mit auf den Weg geben: Es ist wichtig, den Wert der eigenen Arbeit richtig einzuschätzen, damit neben der Freude am Beruf und am eigenen Unternehmen auch die finanzielle Seite stimmt.

Jutta Harmeyer von punktundgut