Jennifer Hanley-Giersch

Warum haben Sie sich selbständig gemacht?

Ich habe mich für die Selbstständigkeit entschieden, um unternehmerisch tätig zu sein, eine Firma zu entwickeln, meine eigenen Ideen umzusetzen sowie Innovation und Forschungsergebnisse in meine Projektarbeit einzubringen. Darüber hinaus habe ich mir mit der Gründung die Möglichkeit geschaffen, im Rahmen der Projektarbeit am Puls der Zeit bleiben zu können, obwohl ich inzwischen Mutter geworden bin.

Die Voraussetzung war schon in meiner Kindheit da – ich habe immer an irgendetwas gebaut. Eine Tante sagte einmal zu mir als Kleinkind: “You were always busy“. Während meines Studiums dachte ich über verschiedene Projekte nach. Es stand immer das Projekt im Fokus. Die Erkenntnis, dass es eine Struktur, sprich ein Unternehmen für die Umsetzung meiner Projektideen braucht, kam, als ich anfing im Bereich Beratung zu arbeiten. Den finalen Schub brachte die Feststellung, dass es schwierig ist, in festen Strukturen eigene Ideen umzusetzen und, dass ich als Gründerin einen ganz anderen Gestaltungspielraum habe – ich kann autonom planen, meine Projekte umsetzten und ich habe die Freiheit verschiedenes auszuprobieren.   

Heute bin ich sicher, dass ich denselben Weg wieder gehen würde. Ich habe viele Innovationen auf den Markt gebracht, tolle Projekte realisiert – und all das mit einer vergleichsweise flexiblen Arbeitszeitgestaltung. In meinem Alltag bin ich häufig Ausnahmesituationen ausgesetzt, die es gilt zu meistern. Das stärkt mich und ich werde immer resilienter.

Was war/ist Ihre Unternehmensidee/Philosophie?

Integrität bildet sowohl das Fundament wirtschaftlicher Aktivitäten als auch strategische Vorteile. Berlin Risk Advisors GmbH berät Unternehmen und Organisationen an der Schnittstelle von Risikomanagement und Compliance. Im Zentrum unserer Dienstleistung steht das Reputationsmanagement, bei dem es um Vertrauenswürdigkeit und Integrität von Geschäftspartnerschaft geht.

Unsere Tochter-Firma, ALL AML GmbH, bietet den Service des Externen Geldwäsche Beauftragten. Vorwiegend arbeiten wir mit Kapitalverwaltungsgesellschaften zusammen und unterstützen diese dabei, sicher zu stellen, dass sie keine inkriminierten Gelder in ihre Fonds aufnehmen. Damit leisten wir einen wichtigen Beitrag zur Verhinderung von Geldwäsche und Finanzkriminalität. 

Was bedeutet Innovation für Sie?

Innovation bedeutet, die eigene Dienstleistung stetig zu verbessern – wenn es sinnvoll ist, unter Einsatz von technologischen Lösungen. Mitunter bedeutet Innovation auch, aus der Beobachtung des Markts heraus, Opportunitäten zu erkennen und diese unternehmerisch zu testen, d.h. eine bestimmte Risikobereitschaft zu haben.

Welche Herausforderungen gab es bis zur Gründung, welche danach?

Im Vorfeld war es eine Herausforderung, mir das gesamte unternehmerische Knowhow anzueignen. Es war zudem herausfordernd, passende Geschäftspartnerschaften und eine Infrastruktur aufzubauen, die Sparringpartnerschaften mit anderen Gründenden sowie das Finden von Informationen, die zum Management einer Firma dazu gehörten, wie Steuer- oder Rechtsberatung, ohne großen Aufwand ermöglicht.

Nach der Gründung musste ich die Kundenakquise und alle weiteren Themen der Unternehmensführung gleichzeitig meistern: Projektarbeit, Marketing, Finanzen etc. Schrittweise konnte ich über mein Engagement in Berufsnetzwerken meine Kundenbasis entwickeln.

Unterstützung fand ich über die Webseite des Wirtschaftsministeriums. Dort bin ich auf die Weiberwirtschaft aufmerksam geworden. Nach einem Besuch in der Gründerinnenzentrale bewarb ich mich für ein Büro und fand kompetente Ansprechpersonen für alle relevanten Bereiche: Anwältinnen, eine Steuerberaterin und eine Marketingagentur, mit der wir unsere erste Broschüre gestalteten. Über ein Erfolgsteam erfuhr ich von dem Berliner Businessplan Wettbewerb und nahm daran teil. Dieses Programm bot eine Reihe guter Angebote. Ich nutze Beratungen zu den Themen Finanzen und Marketing.

Was macht Ihnen an der selbständigen Tätigkeit am meisten Spaß?

Ich genieße die Möglichkeit, kreativ zu sein, meine Ideen umzusetzen und ausprobieren zu können – nicht alles klappt sofort, aber wenn es klappt, macht das richtig Spaß. Automatisch entwickelt sich eine ganz andere Motivation, wenn ich merke, dass das, was ich an Dienstleistung erbringe, einen Mehrwert darstellt. Ich freue mich über jeden neuen Mandanten, der, und jede neue Mandantin, die sich für eine Zusammenarbeit mit uns entscheidet. 

Welche Erfahrungen machen Sie/haben Sie gemacht?

Unternehmerin sein, ist sehr abwechslungsreich. Ich muss mich ständig anpassen – dadurch bleibe ich immer flexibel. Ich habe festgestellt, dass ich als Unternehmerin einen langen Atem brauche. Manche Entwicklungen brauchen ihre Zeit. Nicht alles ist eine geradlinige Entwicklung – manchmal gibt es auch Rückschläge. Aus denen muss ich die richtigen Schlüsse ziehen und meinen neuen Kurs finden.

Wichtig ist es, Partner und Partnerinnen zu finden, die die gleichen Werte und den gleichen Drive mitbringen. Damit die Partnerschaft stabil bleibt, muss ich auch mit den Partnern und Partnerinnen kontrovers diskutieren können.

Was bedeutet für Sie Erfolg?

Erfolgreich ist ein Unternehmen, wenn es ein kompetentes Team aufstellen kann, welches in der Lage ist, gut zusammenzuarbeiten und den Mandaten und Mandantinnen das zu liefern, was benötigt wird. Erfolg ist für mich auch, vorhandene Möglichkeiten und Fähigkeiten sinnvoll zu nutzen und das Unternehmen immer weiterzuentwickeln und Arbeitsplätze zu schaffen.

Was empfehlen Sie anderen Gründerinnen?

Sei aufgeschlossen und bau dir ein gutes Netzwerk auf. Begrenz dich nicht auf Fachnetzwerke. Schau über den Tellerrand, z.B. in Frauennetzwerke. Auf diese Weise wird man auf andere Ideen gebracht und es kann auch für die Personalwahl ein wichtiges Forum sein.

Sei dir im Klaren, dass es ein Weg ist, der am Anfang viel Unsicherheit mit sich bringt, viel Kraft kostet und dich ständig fordert. Darauf musst du Lust haben. Da sind dein voller Einsatz und auch viel Disziplin gefordert. Finde deinen Ausgleich – mein Ausgleich ist es, Geige in einem Orchester zu spielen und an Wochenenden die Natur auf der Datsche in Brandenburg zu genießen.

Außerdem empfehle ich, durch persönliches Engagement im weiteren Verlauf der Selbstständigkeit etwas zurückzugeben, z.B. als Mentorin. Davon profitieren beide Seiten enorm.

Jennifer Hanley-Giersch von Berlin Risk Advisors GmbH