Franziska Stünkel
Filmregisseurin, Drehbuchautorin und Fotokünstlerin
Branche | Kinospielfilm und Bildende Kunst |
Bundesland | Niedersachsen |
Besuchte Hochschule/Universität | Kunsthochschule Kassel und Fachhochschule Bildende Kunst Hannover |
Studienabschluss | Bildende Kunst, Diplom und Meisterschülerin |
Warum haben Sie sich selbständig gemacht?
Seit meiner Jugend hege ich eine ungebrochen große Leidenschaft für die Fotografie und für das Kino. Der Wunsch, diese beiden Felder zu meinem Beruf zu machen bzw. mein Leben damit zu verbringen, war sehr früh da. Mit dreizehn habe ich angefangen zu fotografieren, mit fünfzehn meine ersten Kurzfilme gedreht. Es war mir damals sofort klar, dass ich in die Regie gehen und meine eigenen Drehbücher schreiben möchte, um von Anfang bis Ende in den künstlerischen Prozess eines Films involviert zu sein.
In der „Bildenden Kunst“ habe ich dann zwei Fächer studiert: Film und Fotografie. Ich übe auch beide Berufe aus. Als Fotokünstlerin zeige ich meine Fotografien in Ausstellungen und als Filmregisseurin und Drehbuchautorin realisiere ich Kinospielfilme. In beiden Bereichen ist es üblich, selbstständig und freiberuflich tätig zu sein.
Trotz aller Risiken und Schwierigkeiten, die eine selbstständige künstlerische Tätigkeit mit sich bringt, würde ich mich in jedem Fall wieder genauso dafür entscheiden. Kino hat für mich eine enorme emotionale Wucht. Fotografie hat die Möglichkeit, Wesentliches in einem einzigen Bild zu erfassen. Meine Leidenschaft, mich intensiv Themen widmen zu können, ist extrem groß.
Was war/ist Ihre Unternehmensidee/Philosophie?
Empathie ist für mich ein Kern. Sowohl im Schaffensprozess beim Drehen, Schreiben und Fotografieren, als auch später, wenn der Film auf der Leinwand und die Fotografie in der Ausstellung zu sehen ist. Wir möchten verstehen, mitfühlen. So entsteht Nähe, ein Dialog. Sich als Mensch zu öffnen und nicht zu verschließen, da ist Kunst hochgradig wirksam. Das ist gerade heute enorm wichtig.
Was bedeutet Innovation für Sie?
Innovation bedeutet für mich, etwas in die Welt zu geben, das Menschen dazu anregt, neu und auch anders zu denken. Kunst lässt neu sehen, Neues sehen. Künstlerische Freiheit ist eine Quelle für Innovation.
Welche Herausforderungen gab es bis zur Gründung, welche danach?
Um ein Beispiel einer fortwährenden Herausforderung zu nennen: Das Ziel einer diversen und gleichberechtigten Film- und Kunstbranche ist immer noch nicht erreicht. Nur ein faires Geschlechterverhältnis vor und hinter der Kamera bildet die Gesellschaft in ihrer Vielfalt ab. Status Quo ist jedoch: Nur 15 % der Kinofilme entstehen unter weiblicher Regie. Auch aus diesem Grund bin ich Mitglied bei Pro Quote Film. Die Homepage von Pro Quote Film gibt übrigens einen guten Einblick in das Thema.
Während meines Studiums lag der Schwerpunkt der Lehrenden auf der künstlerischen Praxis. Ergänzende Beratungsangebote zu Fragen der Gründung oder dem Status der Selbstständigkeit gab es damals nicht. Daher habe ich außeruniversitär versucht an dieses Wissen heranzukommen und mit so viel Menschen wie möglich über ihre Erfahrungen zu sprechen. Ich habe mich auch bei Stipendien und Förderprogrammen beworben, die ihre Schwerpunktsetzung auf den Berufseinstieg als Selbständige gelegt haben. So erhielt ich unter anderem das zweijährige vgf-Filmproduktionsstipendium im Bayerischen Filmzentrum München und Atelierbürofläche durch einen Gründungswettbewerb der städtischen Wirtschaftsförderung hannoverimpuls. Auch meine Agentin Marlis Heppeler hatte mich schon während des Studiums in die Agentur aufgenommen und beraten. Ich bin allen dankbar, die zu diesem sehr frühen Zeitpunkt meines Weges bereit waren, mich zu unterstützen. Ich versuche das wieder zurückzugeben, in dem ich jetzt jungen Menschen zu Beginn ihres Werdegangs zur Seite stehe.
Selbstständig tätig zu sein, bedeutet generell, immer wieder mit Herausforderungen konfrontiert zu sein. Das fordert viel ein - fachlich und persönlich. Dadurch bleibe ich jedoch immer in Bewegung. Das ist letztlich mein Lebenselixier.
Was macht Ihnen an der selbständigen Tätigkeit am meisten Spaß?
Sehr vieles. Eine besonders große Freude ist es für mich, dass ich Zeitpunkt und Intensität, mit der ich mich einem Projekt widme, selbst in der Hand habe. Ich tauche gerne tief und lange in ein Thema ein. Meine Projekte dauern meist Jahre. Für meinen Kinospielfilm „Nahschuss“ habe ich zehn Jahre recherchiert und am Drehbuch gearbeitet. Es ist ein Film, der auf historischen Tatsachen beruht: Es geht um die letzte Hinrichtung 1981 in der DDR. Auch fotografiere ich seit über dreizehn Jahren weltweit meine fortlaufende fotografische Serie „Coexist“. Ich bin dafür allein mit meiner Kamera unterwegs. Das braucht eine Intensität, die ich durch meine Selbstständigkeit frei steuern kann.
Welche Erfahrungen machen Sie/haben Sie gemacht?
Es ist wichtig mutig zu bleiben. In allen Bereichen. Das betrifft in meinem Fall vor allem die Wahl der Themen. Ich widme mich in meinen Filmen gesellschaftspolitischen Themen. Mutig zu bleiben, betrifft auch die Realisierungsfaktoren. Wenn inhaltlich etwas notwendig ist, gehe ich mögliche Risiken auf jedem Fall ein. Ich habe immer wieder die Erfahrung gemacht, dass es sich lohnt.
Was bedeutet für Sie Erfolg?
Für mich geht Erfolg weit über das Materielle hinaus. Die immateriellen Ziele, wie beispielsweise Mitmenschlichkeit, humanitäres Denken und Handeln, etwas möglichst Gehaltvolles in die Welt zu geben, bedeuten für mich persönlich das, was Erfolg eigentlich ist.
Was empfehlen Sie anderen Gründerinnen?
Anderen Frauen möchte ich sagen, dass sie an das, was sie realisieren möchten, fest glauben und nicht aufgeben sollen. Es ist essenziell, auch bei Rückschlagen weiter den eigenen Weg zu gehen, Herausforderungen zu überwinden und als wichtige Erfahrung zu begreifen.
Franziska Stünkel – Filmregisseurin, Drehbuchautorin und Fotokünstlerin
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