Florentine Arend

Warum haben Sie sich selbständig gemacht?

Vordergründig für die berufliche Erfüllung: Der Wunsch nach sinnschaffender Arbeit sowie in einem Unternehmen unabhängig vom traditionellen Arbeitsumfeld zu arbeiten, haben meine Entscheidung, den Schritt in die Selbstständigkeit zu gehen, stark beeinflusst. Im Vorfeld hatte ich verschiedene praktische Erfahrungen in unterschiedlichen Unternehmen der Forschungs-, Beratungs- und Finanzbranche gesammelt. Daher hatte ich bereits eine genauere Wunschvorstellung von den Werten eines Unternehmens, in dem ich gerne arbeiten würde.
Dann ergab sich die Chance, meine Ideale im Aufbau meines eigenen Unternehmens selbst umzusetzen: Ich lernte Ben kennen und hörte von seiner Idee, mit Finanztransaktionen etwas Gutes zu bewirken. Gemeinsam gründeten wir die TapTree GmbH.
Selbst, wenn TapTree gescheitert wäre, würde ich wieder gründen. Die Lernkurve beim Gründen ist enorm. Man lernt nicht nur verschiedenste Bereiche eines Unternehmens kennen, man wächst auch selbst stark an den Herausforderungen und lernt die eigenen Bedürfnisse besser kennen.

Was war/ist Ihre Unternehmensidee/Philosophie?

Wir sind ein Finanzunternehmen in Verantwortungseigentum, das bargeldlose Zahlungen als Hebel für den Naturschutz nutzt.
Verantwortungseigentum bedeutet, dass wir als Eigentümerin und Eigentümer zwar Stimm- und Teilhaberechte haben, jedoch bleiben die Gewinne und das Vermögen im Unternehmen und dienen stets dem Unternehmenszweck. So werden der Sinn und Zweck des Unternehmens in den Vordergrund gestellt.
TapTree ermöglicht es Unternehmen in Einzelhandel, Gastronomie und Hotellerie, zusätzlich zu den eigenen Maßnahmen, einen unkomplizierten Beitrag für die Natur zu leisten: Man kann beispielsweise Kartenlesegeräte von uns mieten und darüber bargeldlose Zahlungen abwickeln. Dabei nutzen wir die Transaktionsgebühren, um Naturschutzprojekte zu finanzieren. Dies geschieht auf unsere Kosten, sodass für unsere Kundinnen und Kunden keine Mehrkosten entstehen.

Was bedeutet Innovation für Sie?

Innovation bedeutet für mich, Prozesse zu hinterfragen und neu umzusetzen.
In unserem Fall schließt das neben unserem Produkt „Payment“ auch uns als Unternehmen mit ein. Im Sinne des Verantwortungseigentums haben wir die Eigentumsstruktur unseres Unternehmens hinterfragt und das Unternehmen „sich selbst geschenkt“. Außerdem stellen wir Profitmaximierung nicht als alleiniges Ziel in den Vordergrund, sondern haben unserem Unternehmen und damit seinem Vermögen rechtlich bindend den Zweck zugewiesen, einen Mehrwert für Natur und Gesellschaft zu entwickeln.

Welche Herausforderungen gab es bis zur Gründung, welche danach?

Aufgrund unserer besonderen Unternehmensform, dem Verantwortungseigentum, war die Aufstellung unserer Satzung eine erste große Herausforderung. Nach der Gründung war der Abschluss starker Payment-Partner für uns essenziell, aber auch langwierig.
Hilfreich ist, dass wir vergünstigt Büroräume im Gründungszentrum der Universität des Saarlandes mieten.

Was macht Ihnen an der selbständigen Tätigkeit am meisten Spaß?

Das eigene Wachstum. Wenn ich jetzt zurückblicke, kann ich kaum glauben, was ich bereits in den ersten Jahren als Unternehmerin alles gelernt und vollbracht habe. In so großem Ausmaß konnte ich diese Erfahrung zuvor noch nicht machen.

Welche Erfahrungen machen Sie/haben Sie gemacht?

Es gibt Höhen und Tiefen. Der Erfolg kommt meistens nicht über Nacht, man braucht Durchhaltevermögen.

Was bedeutet für Sie Erfolg?

Für mich sind es nicht nur die großen, sondern auch die kleinen Schritte, die einen Erfolg darstellen: Vom ersten fertigen Produkt über erste Partnerschaften, erste Kunden und Kundinnen, bis hin zu finanziellem Gewinn und Impact-Steigerung.

Was empfehlen Sie anderen Gründerinnen?

Sich trauen, zu gründen und vor allem: sich selbst treu bleiben. Man darf den Status Quo einer Branche in Frage stellen und nach den eigenen Vorstellungen und Wünschen vorgehen.
Manchmal ist man überrascht, wie viele Gleichgesinnte es gibt.

Florentine Arend von TapTree GmbH