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Carolin Möllenbeck

ooohne GmbH
Branche
Wasch-, Putz- und Reinigungsmittel
Bundesland
Nordrhein-Westfalen
Besuchte Hochschule/Universität
Fachhochschule Münster
Studienabschluss
Nachhaltige Dienstleistungs- und Ernährungswirtschaft, M.Sc.

 

Warum haben Sie sich selbständig gemacht?

Lange kam mir gar nicht in den Sinn, dass das Gründen eine Option für mich sein könnte, da niemand in meinem Umfeld selbstständig war. Während meines Studiums kam dann der Wunsch auf, aber ich war unsicher und entschied mich zunächst für eine Festanstellung. Vier Jahre später – 2018, da war ich 34 – erkannte ich beim Entrepreneurship Summit in Berlin, dass jede und jeder das Potenzial zum Gründen hat. Daraufhin meldete ich mich für die Masterclass der Stiftung Entrepreneurship an und arbeitete direkt auf meine Gründung hin. Ich wollte mich von dem Druck und der ständigen Bewertung von Vorgesetzten lösen und selbst beurteilen, ob das, was ich tue, gut und ausreichend ist. Dieser Weg hat natürlich auch seine Tücken und bringt neue Herausforderungen mit sich. Er hat für mich aber letztendlich zu mehr Selbstbestimmung und Zufriedenheit geführt. Ich würde definitiv wieder gründen. Mit den Erfahrungen, die ich inzwischen habe, würde ich allerdings einiges anders machen.

Was war/ist Ihre Unternehmensidee/Philosophie?

Unser Ziel ist eine umweltverträgliche, greenwashingfreie und transparente Reinigungsmittelindustrie.

2020 befreiten wir Reinigungsmittel von der Plastikverpackung und unnötigen Inhaltsstoffen. ooohne steht seitdem für die wohl sparsamsten Reinigungsmittel der Welt, die ohne Duft-, Farb- und Füllstoffe, Mikroplastik, tierische Inhaltsstoffe, mineralölbasierte Tenside und sogar ohne Wasser auskommen! Kundinnen und Kunden mischen das Pulver mit Leitungswasser, um es in flüssige Reiniger zu verwandeln. Dies spart Volumen und Transportgewicht und ermöglicht eine Verpackung aus Papier. Weniger Plastik, weniger CO2 beim Transport, weniger Chemie – und obendrauf werden die Gewässer geschont! Ganz leicht, ganz nachhaltig!
Mit Transparenz wollen wir den Reinigungsmittelmarkt umkrempeln. Dazu haben wir die Hosen runtergelassen: wir verraten, wer für uns die Produkte herstellt, geben an, was wir an den Produkten verdienen, wie viel Gehalt wir uns auszahlen und vor allem, was gerade nicht gut läuft und wo es bei uns und der Nachhaltigkeit noch hapert.

Was bedeutet Innovation für Sie?

Innovation bedeutet für mich, gewohnte Wege zu verlassen und außerhalb von gelernten Konventionen zu denken.

Welche Herausforderungen gab es bis zur Gründung, welche danach?

Die größte Herausforderung war die Gründung während der Pandemie! Es kam zu Verzögerungen in der Produktion und Engpässen bei Papier und relevanten Inhaltsstoffen. Potenzielle Partnerunternehmen hatten wenig Kapazität für neue Projekte und das Potenzial, das (Netzwerk-)Veranstaltungen für Start-ups normalerweise bieten, stand uns durch das eingeschränkte Angebot nicht zur Verfügung. Messen wurden verschoben und die ersten, die wieder stattfanden, verbuchen seitdem deutlich geringere Besuchszahlen. In dieser Zeit konnten wir einfach nur durchhalten und Mut beweisen. Wir haben Onlineangebote genutzt, z.B. Schulungen im soulincubator-Programm und Onlineversionen von Messen (BioFach 2021), und als es wieder ging, nahmen wir an elf Messen in einem Jahr teil und präsentierten unsere Produkte als Ausstellende.
Nach der Gründung war es zudem herausfordernd, Herstellende zu finden, die in plastikfreie Verpackungen abfüllen können. Beim Waschpulver und Spülmaschinenpulver haben wir es bereits geschafft. Wir fanden zunächst eine Werkstatt für Menschen mit Behinderung und dann einen professionellen Abfüller für größere Mengen. Zwischenzeitig testeten wir verschiedene Verpackungsmaterialien und stellten schließlich von Schachteln auf Tüten um. Bei unserem ersten Produkt – Hand-Spülmittel – müssen wir die Abfüllung noch selbst organisieren.
2021 sprang uns eine wichtige Investorin ab, als der Entwickler unseres Spülmaschinenpulvers Insolvenz anmelden musste. Doch wir fanden einen alternativen Hersteller in Hessen und konnten weitere Business Angel von unserer Idee überzeugen.
Eine weitere Herausforderung war es, die Marke ooohne mit geringem Marketingbudget bekanntzumachen und die vielen Vorteile im Vergleich zu herkömmlichen Produkten zu kommunizieren. Wir investierten besonders viel Kraft und Zeit in unsere Social-Media-Reichweite. Dadurch haben wir es geschafft, den größten TikTok-Kanal der deutschen Reinigungsmittelhersteller mit über 25.000 Followern aufzubauen.
Im REACH, dem Start-up-Center der Universität Münster und der FH Münster, gibt es ein breites Angebot an Netzwerkveranstaltungen, Gründerinnentreffen, Weiterbildungsangebote vor allem zu nachhaltigkeitsrelevanten Themen. Davon profitieren wir heute mehr als 2020.

Was macht Ihnen an der selbständigen Tätigkeit am meisten Spaß?

Am allermeisten feiere ich die Freiheit, die ich jetzt habe. Und außerdem: dass ich jeden Tag so viel Neues lerne, so viele tolle Menschen kennenlerne und ich immer wieder erneut aus mir herauskommen muss und das dann auch schaffe, dass selten Tage genau gleich ablaufen, ...

Welche Erfahrungen machen Sie/haben Sie gemacht?

Sehr viele positive, aber auch herausfordernde Erfahrungen habe ich gemacht:
Ich kann viel mehr als ich denke, muss immer wieder neue Dinge tun und lernen, mich überwinden und ich wachse daran. Dass Gründen eine Achterbahnfahrt ist, stimmt hundertprozentig. Es gibt Tage, an denen feiere ich morgens noch mich selbst oder einen neuen Meilenstein und nachmittags stehe ich schon wieder vor einer Herausforderung, die mir unlösbar erscheint.
Es gibt wahnsinnig viel Unterstützung – einerseits zwischen Gründenden untereinander aber auch durch Gründungsstipendien, Inkubatoren, Mentoringprogrammen etc. Leider gibt es aber auch einige (unnötige) Hürden in einem System, das Gründungen und kleine (Start-up-) Strukturen nicht konsequent mitdenkt.

Was bedeutet für Sie Erfolg?

Zufrieden zu sein mit dem, was ich tue. Montags gern mit der Arbeit zu starten und Früchte der Arbeit zu ernten, sodass ich bald vielleicht von dem eigenen Unternehmen leben kann – das bedeutet für mich Erfolg.

Was empfehlen Sie anderen Gründerinnen?

Sucht euch Mitstreitende und legt los!
Und: immer um Hilfe fragen. Ich hätte nie gedacht, wie leicht das ist und wie gerne andere Menschen einfach so anderen unter die Arme greifen.

 

 


Carolin Möllenbeck von ooohne GmbH

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