Barbara Hüchting
Findorffer Bücherfenster
Branche | Buchhandel |
Bundesland | Bremen |
Besuchte Hochschule/Universität | Kenyon College, OH, USA (B.A.); Albert-Ludwigs-Universität Freiburg i. Brsg.; complus Akademie für Kommunikation (Prüfung durch das Institut für Kommunikation der Universität Münster) |
Studienabschluss | Anglistik und Germanistik M.A., PR-Managerin staatlich anerkannt |
Warum haben Sie sich selbständig gemacht?
Der entscheidende Faktor und die Basis meines Handelns war der Moment, als mir bewusst wurde, dass ich nur mir selbst gegenüber Rechenschaft ablegen wollte für die Arbeit, die ich leistete. Ab diesem Zeitpunkt blieb mir gar keine Alternative mehr zu der Gründung bzw. im Ergebnis dann zu der Übernahme.
Diesen Schritt würde ich jederzeit wieder gehen. Neben all dem, was auch anstrengend ist, ermöglichte die Übernahme mir die Freiheit, die ich mir wünschte: meinen beruflichen Weg so zu gestalten, wie ich es für mich wollte, das heißt völlig frei entscheiden zu können, wie ich die Buchhandlung führen und verändern möchte.
Was war/ist Ihre Unternehmensidee/Philosophie?
Ungewöhnlich ist in meinem Fall vielleicht, dass ich das Bücherfenster nicht als „mein Baby“ sehe, sondern als einen Ort, für den ich die Verantwortung übernommen habe.
Das Bücherfenster ist ein offener Ort von und für den Bremer Stadtteil Findorff. Sämtliche Akteurinnen und Akteure haben ihre Rolle, damit dieser Ort für uns alle lebendig bleibt. Ich unternehme alles dafür, dass die Menschen des Stadtteils Freude daran haben, das Geschäft zu betreten. Würde sich die Findorffer Bevölkerung diesem Ort verweigern, könnte ich nicht vom Bücherfenster leben. Somit ist mir auch die Lebendigkeit des Stadtteils ein wichtiges Anliegen. Dafür stecke ich viele Gedanken und großen Einsatz in Kooperationen. Ich engagiere mich aktiv bei den „Findorffer Geschäftsleuten e.V.“ und ich gehe mit dem Laden nach „Draußen“, das bedeutet, ich beteilige mich an Veranstaltungen des Stadtteils, kooperiere mit lokalen Institutionen, Schulen, Kindergärten etc.
Was bedeutet Innovation für Sie?
Innovation heißt für mich, immer offen bleiben für neue Ideen, Gedanken und Entwicklungen. Dinge ausprobieren, gehört auch dazu. Das könnte kontrastierend zur Buchbranche aufgefasst werden. Diese Auffassung wäre jedoch eine Fehlannahme. Mein Team und ich, wir erfinden uns immer wieder neu, überdenken unsere Handlungsabläufe, überprüfen bestehende Prozesse auf Sinnhaftigkeit und gehen neue Wege.
Welche Herausforderungen gab es bis zur Gründung, welche danach?
Zu Beginn stand neben dem fehlenden wirtschaftlichen und branchenspezifischen Wissen wiederholt die Frage nach dem gesicherten Auskommen im Raum. Zwar war die Entscheidung zur Selbstständigkeit absolut gefestigt in mir, doch kämpfte ich gleichzeitig immer wieder mit Zukunftssorgen. Diese kamen auch im späteren Verlauf meiner Selbstständigkeit immer wieder auf, speziell als ich Arbeitgeberin wurde – denn diese Rolle war nicht Teil meines Plans oder meines Wunsches gewesen. Hier musste ich durch eine recht harte und lehrreiche Schule gehen. In dieser Zeit war ich froh um meine brancheninterne „Erfa-Gruppe“ – eine Gruppe von rund zehn Buchhändlerinnen und Buchhändlern, angeleitet durch einen Unternehmensberater, in der ein offener und wertschätzender Austausch stattfindet. Ferner verfügte ich durch mein Fachwissen im Bereich der Literatur sowie insbesondere in der Kommunikationsbranche über das richtige Handwerkszeug für meinen Erfolg. Ich wusste, dass ich mit all meinem Wissen zum Thema Public Relations genügend Aufmerksamkeit würde herstellen können, dass ich Bedarf und (potenzielle) Kundschaft analysieren und diese würde bedienen können. So konnte ich innerhalb von drei Jahren den Umsatz des Bücherfensters verdoppeln und innerhalb der zehn Folgejahre den erreichten Umsatz abermals verdoppeln.
Was macht Ihnen an der selbständigen Tätigkeit am meisten Spaß?
Am meisten Spaß macht mir die Tatsache, meine eigene Chefin zu sein. Hinzu kommt die enorme Vielseitigkeit meines Alltags, in dem es kaum Routinen gibt – für Langeweile gibt es keinen Raum.
Welche Erfahrungen machen Sie/haben Sie gemacht?
Wie es der Volksmund sagt: „selbst und ständig“ – das stimmt schon. Aber wenn man etwas gerne und für sich selbst macht, dann fühlt es sich deutlich weniger nach „Arbeit“ an.
Das Bücherfenster ist wirklich Teil meines Lebens und meiner Persönlichkeit geworden. Wenngleich ich sehr froh über meine innere Distanz zu dem Unternehmen bin. Sollte ich es eines Tages in andere Hände geben (müssen), hängt nicht meine Seele daran.
Eine intensive, weil teilweise äußerst ermüdende Erfahrung ist es, wie sehr ich abhängig von meinem Personal bin und wieviel Kraft und Zeit es fordert, ein stabiles, leistungsstarkes, mittelfristig verplanbares Team zu haben.
Dagegen gibt es nichts Schöneres, als positive Rückmeldungen zum Unternehmen zu bekommen.
Was bedeutet für Sie Erfolg?
Erfolg bedeutet für mich, das zu tun, was ich möchte und davon so leben zu können, wie es mir gefällt.
Was empfehlen Sie anderen Gründerinnen?
Anderen Gründerinnen empfehle ich: Trauen Sie sich alles zu, und wenn Sie etwas nicht wissen, dann fragen Sie eine Person, die sich damit auskennt – auch das ist Stärke! Sprechen Sie mit Menschen, die einen ähnlichen Weg bereits gegangen sind. Suchen Sie sich ein Support-Netzwerk. Mit Sparringspartnerinnen oder -partnern aus einer anderen Branche können Sie Ihre Pläne, Sorgen, Hoffnungen, Träume, Ängste und Herausforderungen teilen und sich in regelmäßigen Abständen zu der Entwicklung dieser Themen austauschen. Glauben Sie an Ihre Fähigkeiten und seien Sie bereit, Fehler zu machen. Folgen Sie Ihrem Bauchgefühl – es ist unsere klügste Ratgeberin! Und dann gleichen Sie das Gefühl mit der Realität ab. Sie werden sehen: Sie finden den richtigen Weg zum Ziel!
Barbara Hüchting vom Findorffer Bücherfenster
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