Andrea Köster

Warum haben Sie sich selbständig gemacht?

Ich habe mich selbstständig gemacht, da Festanstellungen in meiner Branche eher unüblich sind. Abgesehen davon war es mir immer wichtig, nicht für Unternehmen zu arbeiten, deren Aufträge und Auftraggebende konträr zu meiner Haltung stehen. Mir ist es wichtig, selbst entscheiden zu können, für wen ich arbeite.

Der Schritt in die Selbstständigkeit war noch während meines Studiums eine bürokratische Entscheidung, da ich für einzelne Projekte Rechnungen stellen musste und eine Steuernummer brauchte. Plötzlich war ich selbstständig und bin dann langsam in diese Entscheidung hineingewachsen. Ich bin davon überzeugt, dass ich diesen Weg immer wieder gehen würde. Es gibt für mich keine denkbare Alternative.

Was war/ist Ihre Unternehmensidee/Philosophie?

Meine Haltung ist konsequent für soziale Gerechtigkeit, pro-demokratisch, antifaschistisch, feministisch und für eine klimagerechte Welt. Dies soll sich auch in meinen Aufträgen widerspiegeln, weshalb ich am liebsten für entsprechende Institutionen der politischen und kulturellen Jugendbildung arbeite.

Was bedeutet Innovation für Sie?

Es sollte nicht im Mittelpunkt stehen, um der Innovation willen ständig Neues zu erschaffen, sondern, ob wir an Gerechtigkeit und der Abschaffung von ausbeutenden Verhältnissen interessiert sind. Innovation sollte das Werkzeug dafür sein, nicht das Ziel.

Welche Herausforderungen gab es bis zur Gründung, welche danach?

Gute Beratung gibt sehr viel Halt in unsicheren Phasen. An meiner Hochschule gab und gibt es das Robert-Schmidt-Institut, das Studierende und Absolvierende bei der Gründung unterstützt. Dieses Angebot war für mich definitiv eine große Hilfe. Außerdem habe ich für ein Jahr die Unterstützung eines Gründungsbüros genutzt, mir Vorträge zu den Themen Gründung und Künstlersozialkasse angehört, persönliche Beratung für Liquiditätspläne und Unterstützung in der Neugründung nach dem Studium in Anspruch genommen.

Vor allem die ersten Jahre nach der Gründung sind finanziell sehr schwer zu stemmen und benötigen viel Durchhaltevermögen und Enthusiasmus. Sobald es gut läuft, liegt die Herausforderung vor allem darin, das Privatleben neben der Selbstständigkeit nicht zu vernachlässigen.

Was macht Ihnen an der selbständigen Tätigkeit am meisten Spaß?

Es ist großartig, dass ich meinen Arbeitsrhythmus selbst bestimmen und zu Hause arbeiten kann. Ich freue mich über die ständige Abwechslung im Arbeitsalltag durch die vielen schönen und wichtigen Projekte. Und natürlich macht mir das Illustrieren und Gestalten an sich Spaß.

Welche Erfahrungen machen Sie/haben Sie gemacht?

Ich habe die Erfahrung gemacht, dass sich Durchhalten und Dranbleiben lohnt, auch wenn es viele Jahre dauern kann, bis die Selbstständigkeit richtig gut läuft. Außerdem war es für mich wichtig, „Nein“ sagen zu lernen und Aufträge abzulehnen, bei denen ich, aus welchen Gründen auch immer, ein schlechtes Bauchgefühl hatte oder habe.

Was bedeutet für Sie Erfolg?

Erfolg bedeutet für mich, mein eigenes Leben nach meinen inneren Werten gestalten zu können. Integrität im Alltag und bei der Arbeit zu bewahren, ist unglaublich motivierend, weil ich weiß, „Warum“ ich etwas tue. Wenn man das schafft und ein finanziell solides Leben aufbaut, empfinde ich das als großen Erfolg.

Was empfehlen Sie anderen Gründerinnen?

Das Wichtigste ist, starke Antworten auf das „Warum?“ in sich zu haben. Warum möchte ich mich selbstständig machen? Warum mache ich diese Arbeit? Zudem hilft es, kontaktfreudig sein und mit vielen Menschen über das zu reden, was man tut. Es lohnt sich Gleichgesinnte zu finden oder Interessenverbänden beizutreten.

Andrea Köster von Andrea Köster – Grafik & Illustration